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Impuls März

Als die Tür aufgeht, riecht es schon nach frisch zubereitetem Essen- Klöße mit Rotkohl und Soße, mein Lieblingsessen. Meine Oma steht an der Tür und lächelt mich freudig an. "Komm rein, Liebes", sagt sie und gibt mir einen herzlichen Kuss auf die Wange. Auch mein Opa ist da und begrüßt mich mit einer festen Umarmung.

Nach dem Essen sitzen wir- mein Opa, meine Oma und ich am Tisch und spielen Karten.  Desto später es wird, desto weniger liegt das Kartenspiel im Fokus. Meine Oma fängt an zu erzählen: Von Schützenfesten, Nächte, die durchgetanzt wurden, und ihrer Hochzeit. Aber auch von schweren Zeiten, wie ihre Jugend und Kindheit geprägt durch den 2. Weltkrieg und die Flucht aus dem Kriegsgebiet. Sie berichtet von einer Zeit in der Angst und Hunger normal waren. Von Bombenangriffen, die ihre Heimat zerstörten, und von der Flucht vor dem Krieg. Doch trotz all dieser schrecklichen Erlebnisse erzählt sie sehr ruhig und gelassen.

Als ich mich später ins Bett lege, arbeitet das Erzählte noch lange in mir nach.  Wie können die beiden so eine schwere, traumatische Zeit hinter sich haben und sich nichts anmerken lassen? Sie haben es nicht verdient, nach alldem was sie erlebt haben von Menschen schlecht behandelt zu werden nur weil sie an der Kasse länger brauchen oder öfter mal Hilfe benötigen.

Wie schaffen sie es auf Menschen, die sie beleidigen und ihnen was Böses wollen, trotzdem so gelassen zu reagieren?

Am nächsten Tag rufe ich Oma an. Die Fragen von letzter Nacht gehen mir nicht aus dem Kopf: „Oma, ich habe gestern noch lange über unser Gespräch nachgedacht und darüber, dass heutzutage viele Menschen einfach über euch hinwegsehen, nur weil ihr älter seid. Was ist dein Geheimnis trotz allem, die Menschen gut zu behandeln und nicht sauer zu werden?“, frage ich. Zunächst schweigt sie und ich kann förmlich spüren, wie sie nachdenkt.

„Nun ja, so hat mich meine Mutter, also deine Uroma eben großgezogen. Jedes Mal, wenn ich sauer auf jemanden war, meinte sie, dass alles, was ich tue, in Liebe geschehen soll. Zugegeben, als Kind fand ich den Spruch immer ein bisschen blöd und habe ihn nicht verstanden. Aber je älter ich geworden bin, desto mehr lebe ich nach dem Satz, der ein Motto für meine Mutter war. Ich glaub ihr beide hättet euch gut verstanden“.

Nun bin ich die die sprachlos ist. Alles was du tust, geschehe in Liebe. So habe ich das noch nie betrachtet.

 

Von Carlota Serra de Oliveira

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