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Evangelische Jugend Dortmund in Israel und der Westbank

Jerusalem und Bethlehem, die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und die besetzten Palästinensergebiete standen auf dem Reiseprogramm der Evangelischen Jugend Dortmund. 15 junge Frauen und Männer hatten sich am Neujahrsmorgen auf den Weg nach Israel gemacht. Erinnern und Gedenken war das Hauptmotiv ihrer Reise. Deshalb gab es neben dem Besuch in Yad Vashem auch Gespräche mit Zeitzeugen der nationalsozialistischen Judenverfolgung und –ermordung. „Wir wollen, dass die Jugendlichen wissen, was nach 1933 in Deutschland geschehen ist“, sagt Hendrik Meisel, Leiter der Gedenkstättenfahrt. „Niemand kann behaupten, man hätte von nichts wissen können oder es würde uns jetzt nichts mehr angehen“, so seine Kollegin Carlota Raul..

Auch um die aktuelle Lage im Nahen Osten ging es bei der Besuchsreise. Denn häufig hört und liest man von Israel, wenn es um Angriffe, Gewalt oder Eskalation geht. Von Projekten der Verständigung, des friedlichen Miteinanders und des gegenseitigen Respekts wird seltener berichtet. Deshalb sollten die jugendlichen Mitreisenden die Möglichkeit haben, Erfahrungen aus erster Hand zu machen. „Wie so oft gibt es hier einfach kein Schwarz und Weiß; eine Kenntnis- und Meinungsbildung ist schwierig und fordert jeden und jede“, sagt Meisel.

„Gerade wenn man in Israel reist, kommt man um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Problemen nicht herum“, erzählt Carlota Raul. So reiste die Gruppe auch in die Westbank nach Bethlehem, Jericho und Beit Jalla, um die Unterdrückung und Isolation der Palästinenser zu erleben. Lange Schlangen an den Checkpoints und das stundenlange Warten in Metallkäfigen prägen den Alltag auch von Dinar. Er ist 45 Jahre alt und im Vergleich zu der Mehrheit der Palästinenser und Palästinenserinnen privilegiert. Denn er besitzt eine ID-Card, die es ihm erlaubt, in Israel zu arbeiten. Jeden Morgen steht er um 2.30 Uhr auf und geht zum Checkpoint Beit Jala. Für die nächsten 14 Stunden sieht er seine Familie nicht. Neben einer Stunde täglicher Fahrt zu seinem Arbeitsort kommen noch rund drei bis vier Stunden Wartezeit, Durchsuchung und Schikane an der Grenze. Wenn man Dinar fragt, warum er sich diese Behandlung jeden Tag aussetzt, antwortet er nur, dass er so das Gefängnis der besetzten Gebiete für eine kurze Zeit verlassen kann.

„Ich kann die Situation der Palästinenser nachempfinden. Diese Siedlungspolitik und Verdrängung aus dem eigenem Land ist zu verurteilen“, sagt Lukas Reichert, ein Teilnehmer der Gruppe. Diese Bedrückung erfährt auch Dahoud Nassar mit seiner Familie täglich. Seit 1916 gehört der Familie ein Weinberg fünf Kilometer außerhalb von Bethlehem. Umgeben von fünf jüdischen Siedlungen und immer wieder den Angriffen von Siedlern ausgesetzt, hat Nassar einen Entschluss gefasst. „Wir weigern uns Feinde zu sein“, sagt er. Ihm wurden rund 1000 Olivenbäume zerstört, einige kurz vor der Ernte. Sein Weinberg wurde von der Außenwelt abgeschnitten, weil die Straße blockiert wurde. Jüdische Siedler kamen mit Maschinengewehren und haben die Wassertanks auf dem Gelände zerstört. Und dennoch bleibt die Familie Nassar. Sie kämpft weiter um ihren Weinberg, nicht mit Waffen oder Gewalt, sondern mit juristischen Mitteln. Veronika Klassen aus der Gruppe ist beeindruckt: „Ich bewundere es, wie Menschen, die unterdrückt und erniedrigt werden, dennoch die Stärke besitzen, keinen Hass aufkommen zu lassen.“ Dahoud Nassar spricht allen Menschen, gleich welcher Religion, eine Einladung aus, vorbeizukommen und sein Projekt „tent of nations“ zu besuchen. So pflanzte die Gruppe der Evangelischen Jugend bei ihrem Besuch für jeden der 15 Teilnehmenden einen Olivenbaum als Zeichen der Solidarität und als Hoffnungssymbol, dass Frieden einkehre in das „Heilige Land“.

 

Foto im Anhang: Anfang Januar besuchte eine 15-köpfige Gruppe der Evangelischen Jugend Dortmund Israel und die Westbank.

Foto: Evangelische Jugend

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