Toss take storage
Drei Stapel bilden sich auf meinem Bett, wenn ich meinen Kleiderschrank auf links drehe. Der Pulli, der zwar schön ist, den ich aber im letzten Jahr nicht einmal angezogen habe, wandert nach links – genauso wie die Hose, die mir auch mit eingezogenem Bauch nicht mehr passt. Irgendjemand anderes passt bestimmt hinein. In der Mitte liegt alles, was bleibt: Das Lieblingskleid, das zwar langsam die Farbe verliert, aber das kann ich einfach nicht hergeben, dafür ziehe ich es zu gerne an. Auf dem rechten Stapel liegen die Dinge, die ich zwar im Moment nicht anziehe – wer braucht schon das Strandkleid im Winter – aber ich bin sicher, der nächste Sommer kommt bestimmt – STORAGE ist das Motto. Ich lagere ein. Da landen auch die Dinge, bei denen ich mir (noch) nicht sicher bin, ob ich sie wirklich weitergeben will. Vielleicht – wer weiß. zwischen meinen Stapeln denke ich oft, wie gut wäre es, wenn ich das mit Erfahrungen und Gedanken auch machen könnte. Ich wüsste schon, was ich mit Ärger und Wut machen würde, die mich nachts wach liegen lassen. Da fallen mir dann auch die richtigen Sätze ein, die ich doch hätte sagen können. Aber helfen tun sie nicht – linker Stapel – TOSS – soll sich doch wer anders ärgern. Und auf der rechten Seite? Fotos von Menschen, die nicht mehr sind, aber mir viel bedeutet haben. Zu den Fotos kommen Postkarten mit Lieblingssätzen, die mir immer noch und immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern – Kaffee erreicht Stellen, da kommt Motivation niemals hin – die guten Erinnerungen, aber auch das Traurige, das zu mir gehört – Ich brauch das nicht jeden Tag – STORAGE Und dann in der Mitte – TAKE – das was ich brauche, was ich angehen will. Da ist nichts Abgelegtes, da dreht sich was, da drehe ich mich vor allen Dingen mit anderen und habe Lust dazu. Da sind Fragen – wie geht das mit uns weiter und wie entwickelt sich was. Da sind Pläne und Mut und da sind komischerweise auch Lösungen für Probleme, die, wenn man allein ist, immer so unüberwindbar scheinen. Habe ich das alles sortiert – weitergegeben und eingelagert – merke ich: Da ist wieder Platz für neues, gemeinsames und auch für andere Ideen, die noch gar nicht in der Welt sind. Ich lächle, drehe mich um und sehe Paulus, der lächelt auch und nickt – genauso habe ich das gemeint – „und das Beste nimm mit!“